Kiev Stingl: sink skin

Illustrationen: Markus Lüpertz: Skulptur Apoll Radierung

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Angeklagte
sind seltene
erscheinungen.
rar gebeugt
strahlen sie
ihr schwarzes
leuchten, das
blendet zum zorn
die unschuld,
deren verbundene
augen das
make up des
ursprungs sind,
wo die klage
noch abprallte
von der chöre
raum, um sich
im unsichtbaren
zu tode zu flüstern

Den einen ist er Inbegriff des Bürgerschrecks, den andern willkommen als Repräsentant jener selten gewordenen Spezies des Bohemien, der, keiner gesellschaftlichen Macht verpflichtet, nur den Eingebungen seiner (Un)Moral folgend, „in schlenderischer Ruh“, durch die realen Alptrauminstallationen unserer Tage flaniert. Villon, Baudelaire, Rimbaud, Apollinaire: kein Vergleich, der ihm von eilfertigen Feuilletonisten, auf ihrer Suche nach den Farben der Wirklichkeit, nicht schon angetan worden ist. Stingl weiß, daß er sich nicht aus seiner Haut herausschreiben kann, daß man sich in der Verzweiflung über die Ohnmacht gegen die Dummheit der Hoffnung auf ein anderes Blau, zu arrangieren hat. Und so sprechen seine neuen Gedichte die Worte der Wehmut, zittern vor Zorn und tragen den Stolz des Unbeugsamen in sich. Stingl spielt genüßlich mit den hohen Worten. Seine Ironie (= ein roi -sic!-) rettet die Texte vor dem Absturz in den „Puder der Gelehrsamkeit“. Die Schatten an der Wand sind eingebrannte Seelen. Stingl hat sie, „el haschisch“ in die Augen geträufelt, geschaut und siehe: „nie waren aromatische geometrien / von gefangenschaft im gewölbe meines lichtseins / als in diesem in die dichten nebel / reinen wünschens gebetteten körper.“
Herbert Debes, Druckhaus Galrev, Ankündigung, 1995

Druckhaus Galrev, Berlin, 1995
Größe: 210 x 130 mm
Seiten: 88
Schrift: Bodoni
ISBN 3-910161-66-9

Preis: 15,00 Euro